Corona: wir können viel von Asien lernen – und vom europäischen Norden

Der Blick über den Tellerrand

In den Nachrichten werden immer wieder die Corona-Entwicklungen verschiedener Regionen gegenüber gestellt. Wir wollen deshalb einmal die großen Länder Europas, also Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, in Zusammenschau mit vergleichbaren asiatischen Ländern betrachten. Eine Überraschung heben wir uns für den Schluss auf.

Bis vor kurzem hat manch einer vielleicht noch maskierte asiatische Touristen belächelt. Nun verstehen wir: wenn ich eine Maske trage, dann schütze ich vor allem die anderen. Hätten wir nicht auch früher schon von Asiaten lernen sollen, anstatt in Bus und Bahn zu husten und zu niesen?

Ein Ländervergleich

Ich habe hier drei asiatische Länder ausgewählt, die in gewisser Hinsicht mit europäischen durchaus vergleichbar sind – denn es geht nicht zuletzt auch um die Frage, welche Dinge in einer Gesellschaft umsetzbar sind. Was in China möglich ist funktioniert nicht notwendigerweise auch bei uns. Zunächst aber ein Blick auf Europa:

Die Graphik spricht Bände und wir können uns in Deutschland glücklich schätzen, wie wirkungsvoll die „Vollbremsung“ bei uns bisher war.

Wir wollen diese Entwicklungen nun vergleichen mit denen von Japan, Südkorea und Taiwan. Ausgewählt habe ich die Länder nach Bruttosozialprodukt pro Kopf, Einwohnerzahl (Daten jeweils aus Wikipedia) und nach „Demokratie-Index“ des Economist als Maß für die Art, wie eine Gesellschaft sich organisiert. Ich hoffe, dass auch diejenigen diesem Vergleich folgen, bei denen die Demokratie als Gesellschaftsform inzwischen in Misskredit geraten ist:

Hier nun die COVID-19 Daten aus diesen asiatischen Ländern im Vergleich zu Deutschland:

Was zunächst auffällt ist, wie gering die Zahlen ausfallen: In Taiwan waren es bis Mitte März lediglich 50 (!) bestätigte Fälle – und das bei zahlreichen Direktflügen, auch aus Wuhan. Innerhalb eines Monats sind diese Zahlen auf gut 400 angestiegen. Man zählt seither kaum noch Neuinfektionen – und das bei einer Bevölkerung, die knapp doppelt so groß ist wie die von Bayern. Selbst in dem dicht besiedelten Japan mit einer im Vergleich zu Deutschland um 50% größeren Bevölkerung, und mit 9 Millionen Menschen allein in Tokio, hat man nur 10% der Infektionen, die wir in Deutschland erdulden müssen. Blick nach Südkorea: dort scheint nun schon seit fast zwei Monaten die Lage im Griff zu sein. Es verwundert insofern, dass der Economist vom 2. Mai in seinem Leitartikel ausgerechnet Deutschland lobt.

Der hohe europäische Norden sorgt für noch eine Überraschung

Bei all den vielen Ländern und Regionen, für die die Johns Hopkins Universität die Zahlen erfasst und veröffentlicht, ist es inzwischen ein „big data“ Problem geworden, überraschende Länder herauszufiltern. Island verheddert sich zumindest in meinen Algorithmen:

Wie kann das denn bitte sein? Anfang März ging es los – und Anfang April soll es bei einem Krankenstand von insgesamt 1000 Menschen schon vorbei gewesen sein? Wir hoffen das beste und drücken den Menschen in Island alle Daumen.

Eines steht aber fest: der Blick über den Zaun lohnt.
Wir können – und müssen sicher – sehr viel voneinander lernen.

Mit ein bisschen Glück steht die Welt nämlich dann bei der nächsten großen Herausforderung zusammen. Die Karikatur des Economist vom 25. April zeigt auch, um was es nach dieser „Vorrunde“ ihrer Ansicht nach geht. Aber das Bild zeige ich hier mit Blick auf den Schutz des intellektuellen Eigentums wohl eher nicht…