Wir hatten es neulich schon mit „analysis paralysis“ zu tun. Eine andere Ausprägung derselben Vorliebe ist: wir planen und „träcken“ zu viel. Wenn wir schon nicht wissen, was wir tun sollen, dann lasst es uns wenigstens ausreichend planen und mit „robuste Reportings“ und einer „soliden Governance“ hinterlegen. Und so sind wir beschäftigt – leider nicht mit den richtigen und den wichtigen Dingen. Mein Glückwunsch, falls Sie nicht verstehen, was ich meine.
Fallstudie: Sie sind Fabrikleiter und der größte Arbeitgeber der Region
Sagen wir einmal, Sie sind Fabrikleiter in einem recht dynamischen Unternehmen mit 170 Fabriken weltweit. Jahr für Jahr werden einige dieser Fabriken geschlossen oder verkauft, andere zugekauft manche erweitert, von einer Division an die andere übergeben – und so weiter. Ihre Fabrik ist der größte Arbeitgeber im Umkreis und Sie möchten die guten Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen – egal wohin die Reise geht.
Im Rahmen handwerklich guter Strategieformulierung müssen Sie dafür Trends analysieren: wie entwickelt sich die Technologie, die Welt? Was braucht der Markt? Wie sieht es mit der demographischen Entwicklung und den Gehältern in Ihrer Region aus? Wohin gehen die Rohstoffpreise?
Wie ich bei einem Kunden selbst erlebt habe, kann man sich sehr lange mit solchen Dingen beschäftigen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Sie sollten solche Analysen anstellen, um tiefe Einsichten zu gewinnen, Einsichten, die Ihre Konkurrenz nicht hat.
Sie sollten aber unbedingt auch loslegen.
Das ist wichtig. Um diese Botschaft „rüberzubringen“, verwende ich gerne ein geometrisches Rätselspiel. Die Lösung finden Sie nie, wenn sie das Problem einfach nur anstarren. Sie müssen einen Stift zur Hand nehmen und „drauf los zeichnen“. Vielen fällt dann recht schnell und meist überraschend die Lösung geradezu in den Schoß.
Nachdem wir so Ihr Team „abgeholt“ haben, können wir in die nächste Runde gehen. Ich frage: „Versetzen Sie sich in eine Person zwei Generationen vor Ihnen hinein. Eine Person, die Sie gut kennen und sehr schätzen. Ihre Großmutter zum Beispiel. Was würde Ihre Großmutter sagen, was wir jetzt tun sollen?“ In unserem Fall kam dabei heraus:
Wir wollen die beste der 170 Fabriken werden.
(Externer Link) „Simply the Best“ mag in der Tat sehr, vielleicht sogar zu einfach klingen. Aber lassen Sie sich erst einmal den Tipp der Großmutter auf der Zunge zergehen: wenn Sie verhökert oder intern weitergereicht werden, dann als „Perle“. Wenn es etwas gibt, was sonst niemand kann, dann gibt man Ihnen diese hochpreisigen Produkte. Und wenn ein Kunde sehr anspruchsvoll ist, dann sagt man: ok, wir beliefern euch aus DER Fabrik.
Zugegeben: es hat eine Weile gedauert, bis diese Logik allgemein akzeptiert war – mit dann umso stärkerer Wirkung: „Na klar, das ist sehr gut!“, hieß es plötzlich. „Wir können
– Monat für Monat unser „Ranking“ überprüfen
– Analysieren, warum wir zugelegt haben oder zurückgefallen sind
– Vision, Trendchart und all diese Analysen in der Eingangshalle aushängen
– Eine Ideenbox daneben aufstellen und Mitarbeiter nach ihren Ideen fragen
– All das als „Basso Continuo“ für interne und externe Kommunikation verwenden“.
Das eine – einfach loslegen – schließt das andere – saubere Analysen, klare Vision, gute Strategie, umsetzbare Pläne – nicht aus sondern ausdrücklich ein.
Wie geht das: „einfach loslegen“?
Wissen Sie, wie Kinder es machen? Die fangen spielerisch an. Das klappt erstaunlich gut, wie Eltern wissen, die schon einmal Kinder in einem Zimmer mit Deckenventilator und Tennisball in der Ecke allein gelassen haben.
Auch Erwachsene setzen ungeahnte Kreativität frei, wenn sie spielerisch an Dinge herangehen. Deshalb gibt es (externe Links) LEGO® SERIOUS PLAY®, Serious Games, Gamification und vieles mehr. Nicht zuletzt: Ihre Strategietreffen sind mit einem spielerischen Ansatz keine endlosen Powerpoint-Schlachten und Excel-Litaneien mehr. Je mehr Sie über solche Moderationsmethoden wissen, umso besser werden Sie auch wert- und sinnstiftende Aktionen starten können.
Menschen denken zudem nicht nur mit dem Kopf. Wir denken erstaunlich viel „mit den Händen“. Unsere Sprache drückt das aus: etwas „begreifen“ heißt „verstehen“. Einige Forscher sprechen auch von „haptischer Intelligenz“ – denn wir können auf so viele Arten intelligent sein, nicht nur auf logisch-analytische. Lassen Sie Leute also etwas bauen, etwas tun oder eine Collage kleben – einfach anfangen.
Die (externe Links) Lean Startup– und die Agile-Bewegungen sagen:
Lasst all die Detailplanerei sein, denn wenn Sie in Richtung „Unbekannt“ segeln, dann bringt es ohnehin nichts. Und sie sagen auch: einfach loslegen – allerdings mit Methode.
Im Zweifel deshalb: einfach einmal loslegen – aber bitte mit Methode.