Soll ich fragen? – Hmm, gute Frage.

 

Nichts ist zielführender als eine gute Frage.

 

Kennen Sie das? Ein für manche offensichtlich langweiliger Vortrag und dann: „gibt es irgendwelche Fragen?“ Betretenes Schweigen. „Oh je“, denken Sie, „das dürfen wir dem Referenten nicht antun. Aber: soll ich – wirklich?“
Natürlich sollen Sie! Fragen zeigen, dass Sie Interesse haben. Einer Frage folgt oft auch die nächste. Es gibt aber leider zu viele Gründe, warum Menschen keine Fragen stellen, zum Beispiel:
– Falsche Höflichkeit. Wir möchten niemanden verunsichern oder „stören“.
– Falsche Bescheidenheit. Wir möchten uns nicht in den Vordergrund drängen.
– Falsche Einschätzung des eigenen Wissens. Vielleicht wissen die anderen ja alles?

 

Wenn Sie es richtig anstellen, dann verunsichern oder stören Sie niemanden durch Ihre Frage. Wie aber stellt man gute Fragen?
Zunächst einmal „wie nicht“. Tauchen Sie bitte nicht ab in Ihre Emails, um kurz vor Schluss von den letzten drei Folien noch eine Frage mitzunehmen à la „lassen Sie mich hier einmal den Advocatus Diaboli spielen“ oder „den dritten Punkt auf Folie 47 habe ich nicht verstanden“. Gute Fragen sind konstruktiv. Sie öffnen zudem das Feld anstatt das Gespräch auf ein Detail zu lenken.

 

Für eine gute Frage müssen Sie aufgepasst haben. Wie passt man aber gut auf? Ich glaube, wenn Sie zu verstehen versuchen, wie das Gesagte Ihr Handeln oder Denken verändern wird, dann sollte Ihnen das gelingen. Die Frage wird dann lauten: „In Ihrem Vortrag haben Sie gesagt, dass dieses-und-jenes so-und-so ist. Bezogen darauf, wie wir in unserem Unternehmen derzeit handeln, würde das bedeuten, dass wir auf diese-und-jene Art völlig auf dem Holzweg sind. Solten wir Ihrer Ansicht nach tatsächlich umstellen – und wie?“ Oder: „Bisher habe ich dieses-und-jenes gedacht. In Ihrem Vortrag sagen Sie aber dies-und-das. Wenn ich das ernst nehme, dann sollte ich ab sofort umdenken. Ist das Ihrer Ansicht nach die richtige Schlussfolgerung?“

 

Natürlich ist das eine „ich-Botschaft“. Aber Sie drängen sich dennoch nicht in den Vordergrund. Sie stellen die Einsicht und nicht sich selbst in den Vordergrund. Andere mögen diese Einsicht zudem als zusätzliche Bereicherung erleben.

 

Und zuletzt: sollten wir nicht viel mehr mit Fragen arbeiten?
Nicht: „Bi-weekly Meeting“ lautet das Thema Ihres Abteilungstreffens.
Sondern: „Welche Arbeitsschwerpunkte stehen an? Welche Stolpersteine gibt es?“
Nicht: „Interview mit Frau Meier“.
Sondern: „Wie gut passt Frau Meier zu unserem Team?“
Nicht: „Monatsbericht Qualität“.
Sondern: „Welche Potenziale und Schwierigkeiten sehen unsere Kunden?“

 

Spätestens seit der Sesamstraße ist die Frage die natürlichste und wichtigste der Kommunikationsformen. Selbstverständlich sollen wir Fragen stellen. Der Satz an wichtigen Fragen ist oft der größte Teil der Antworten.