Das Management hat die Notwendigkeit der Veränderung erkannt. Doch dann kommt „immer dieser Widerstand“ (so ein Artikel in ‚Beruf und Karriere‘ der Süddeutschen Zeitung vom 18./19. August 2012): Der Mensch ist eben das Problem. Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier. Deshalb all der Widerstand gegen Veränderung…
Wenn es um Innovationen geht ist das alles noch viel schlimmer: Googeln Sie einmal nach „corporate antibodies“. Das sind die, die sich sozusagen jeder Neuerung entgegenstellen. Innovation ist natürlich gut. Widerstand dagegen ist also schlecht.
Doch Moment mal.
Haben Sie Antikörper in Ihrem Körper? Möchten Sie die behalten? Warum eigentlich? – So betrachtet ist auch ein Unternehmen ein Organismus und Widerstand gegen Veränderung ist zunächst einmal die gesunde Reaktion eines gesunden Organismus. Ihr Unternehmen braucht „corporate antibodies“, genau wie auch Ihr Körper. Wenn dann einmal eine neue Leber eingepflanzt werden soll, dann müssen wir lernen, damit umzugehen, dürfen aber „das Kind nicht mit dem Bade ausschütten“.
Einer meiner Kunden, ein Zulieferer der Automobilindustrie, hat derzeit solch ein Problem: Die Welt draußen ändert sich massiv, Elektromobilität, autonomes Fahren, das Auto wird ein „Smartphone auf Rädern“, usw. Es muss viel geändert werden und zwar schnell. Leider ziehen natürlich die Leute nicht mit – siehe oben.
Doch Moment mal.
Lassen Sie uns den zugrunde liegenden Widerspruch erfassen. Wir verwenden dafür eine Methode, die in einem anderen Beitrag schon dargestellt wurde. Der Widerspruch besteht darin, dass wir einerseits eine große Veränderung brauchen und aber gleichzeitig eine kleine Veränderung wollen – was natürlich nicht geht, so sollte man meinen.
Die große Veränderung brauchen wir, weil wir uns an eine schnell ändernde Welt anpassen müssen. Die kleine Veränderung hingegen ist nötig, damit wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht unterwegs verlieren. Beides ist erforderlich, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Als „Bubble Chart“ formuliert sieht das wie folgt aus:
Da wir hier in der Automobilbranche sind, sei eine elegante und von Toyota propagierte Lösung genannt. Toyota löst den Widerspruch der „großen UND GLEICHZEITIG kleinen Veränderung“ durch eine Trennung über verschiedene Skalen: machen wir viele kleine Veränderungen, die IN SUMME eine große Veränderung ergeben.
Bei dem Ansatz dahinter handelt es sich natürlich um „Kaizen“. Entscheidend für diesen Ansatz sind jedoch zwei Dinge: Erstens muss das Management eine klare Vorstellung von der Zukunft entwickeln und diese auch kommunizieren. Und zweitens ist es genauso eine Führungsaufgabe, die „Reise“ vom aktuellen hin zum zukünftigen Zustand in einzelne Schritte herunterzubrechen. Es dürfen also Ziele wie „macht in zwei Jahren 30% mehr Umsatz“ nicht einfach nur „über den Zaun geschmissen werden“. Oder wie Roger Martin es im größeren Zusammenhang formuliert (externer Link): „stop distinguishing between strategy and execution„.
Das „Problem der großen kleinen Veränderung“ kann also durchaus gelöst werden. Entscheidend dabei sind der kontinuierliche Beitrag und die Verantwortung des Managements. Der zugrunde liegende Ansatz dazu kommt aus dem Bereich „Kaizen“.
Nun wären Sie also auf einem zielführenden Pfad. Diese Chance gilt es freilich zu nutzen…