Hilfe bei der operativen Planung: wie wichtig sind Ihnen Ihre verschiedenen Ziele?

Sagen wir einmal, Ihr Unternehmen hätte die Ziele: Liquidität, Profitabilität, Kundenzufriedenheit und Technologieführerschaft“. Wie wichtige sind Ihnen diese Ziele relativ zu einander? – „Das kommt darauf an“, werden Sie sagen: „derzeit drückt uns der Schuh bei der Liquidität und der Kundenzufriedenheit. Deshalb wollen wir erst nächstes Jahr in neue Technologie investieren, um danach die Früchte zu ernten“.

In regelmäßigen, zum Beispiel jährlichen, Zyklen bewerten Unternehmen ihre Ziele neu. Dementsprechend setzen sie die operative Planung auf: „Kosten runter“, „Qualität rauf“ – und so weiter. Wie aber legt man diese Prioritäten fest? Und wie verteilen Sie Ihre knappen Ressourcen auf Projekte, die diese Ziele bedienen? Eine Möglichkeit besteht darin, dass jedes Mitglied eine gewisse Anzahl von Stimmen erhält („Multi-Voting“) und für die Ziele vergibt. Die solch einer Bewertung zugrunde liegenden Argumente bleiben aber meist im Dunkeln.

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem  von Thomas L. Saaty erfundenen (externer Link) „Analytischen Hierarchie-Prozess“ gemacht. Menschen fällt es leicht, die Wichtigkeit zweier Attribute zu vergleichen: Liquidität im Vergleich zu Kundenzufriedenheit ist für das kommende Geschäftsjahr gleich wichtig (1), moderat wichtiger (3), viel
wichtiger (5), sehr viel wichtiger (7) oder extrem viel wichtiger (9). Die
dieser Einschätzung zugrunde liegenden Annahmen lassen sich zudem gut
dokumentieren.

So entsteht folgende Tabelle, die es von links nach oben zu lesen gilt: „Im nächsten Jahr ist eine Verbesserung der Liquidität extrem viel wichtiger (9) als ein Ausbau
der Technologieführerschaft“. Wenn zum Beispiel Kundenzufriedenheit unwichtiger
ist als Liquidität, dann lassen wir diese Zelle zunächst leer.

Bewertung der Ziele relativ zu einander

Schritt 1 des AHP: Bewertung der Ziele relativ zu einander.

Dank moderner Tabellenkalkulation lassen sich die nächsten Schritte sehr schnell durchführen: wir berechnen zunächst die reziproken Werte der bereits gefüllten Zellen: Wenn Liquidität gegen Profitabilität den Wert „5“ hat, dann hat Profitabilität gegen
Liquidität den Wert 1/5. Wir berechnen zudem die Summe einer jeden Spalte.

Bestimmung der reziproken Werte und der Spaltensummen

Schritt 2 des AHP: Bestimmung der reziproken Werte und der Spaltensummen

Im dritten Schritt werden nun die Werte einer jeden Zelle zur Spaltensumme normalisiert. Wir berechnen also 1 : 1,51 = 0,66 und 1/5 : 1,51 =  0,13 und so weiter. Die Prioritäten ergeben sich dann in der letzten Spalte als Mittelwert der Zeilenwerte, für „Liquidität“ also (0,66 + 0,61 + 0,50 + 0,68) / 4 = 0,61.

Normalisierung der Spalten und zweilenweise Bestimmung der Prioritäten

Schritt 3 des AHP: Normalisierung der Spalten und zweilenweise Bestimmung der Prioritäten

Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Führungsteams können schnell und
nachvollziehbar Prioritäten verschiedener Ziele festlegen. Das Verfahren ist
zudem hinreichend komplex, sodass „Strippenziehen“ nicht möglich ist: die Diskussionen um den Vergleich von Zielen lassen sich nur schwer so beeinflussen, dass hinterher ein – z.B. von einer dominierenden Person – gewünschtes Ergebnis
entsteht. Unterschätzen Sie aber nicht die Moderation, denn die Diskussionen können durchaus spannend werden! Für dieses wichtige Meeting sollten Sie also immer einen erfahrenen, neutralen und vom gesamten Team anerkannten Moderator einsetzen.

Ein Ergebnis, das ich immer wieder beobachtet habe, ist zudem, dass nach diesem Prozess die Anzahl der „tatsächlich relevanten“ Ziele deutlich schrumpft: wenn
Führungsteams vorher geglaubt hatten, sie müssten bei der operativen Planung
viele Ziele im Blick behalten, so ergibt sich durch AHP oft, dass es nur auf
eine Handvoll tatsächlich ankommt. Die Auswahl der einzusteuernden Aktionen
wird dadurch erheblich vereinfacht.

Auf Ihre Erfahrungen bin ich gespannt!