Wir wissen: den Menschen – gewöhnlichen Sterblichen und „Sponsoren“ großer Programme – geht die Puste oft viel zu schnell aus. Sie brauchen “Etappensiege”. Darauf weist nicht zuletzt der Change-Guru John Kotter hin: „Generate Short Term Wins” ist der sechste seines acht Schritte umfassenden Veränderungsprozesses.
Kotter’s Ansatz ist auf jeden Fall der persönliche Hinweis wert, dass Unternehmen mich häufig als „Schritt eins“ darum bitten, „ein paar Quick Wins“ zu finden und umzusetzen. Kotter’s Gedanken dazu sind hinreichend veröffentlicht – so schwer einem die Argumentation im Einzelnen fallen auch mag.
Aber was ist ein „Quick Win“? Das kann eine „überlebenswichtige“ Frage für Sie sein. Versetzen Sie sich einmal in einen machiavellistisch veranlagten Menschen hinein, der Widerstand gegen die von Ihnen vorangetriebene Veränderung leisten möchte: warum Ihre Initiative nicht zunächst einmal in eine Serie von „Quick Lose“ Projekten hineinlaufen zu lassen? – Glück gehabt, wenn Ihnen das noch nicht passiert ist.
Klar, werden Sie sagen: ich untersuche auf jeden Fall die Historie – hat es für diese Idee schon vorherige, gescheiterte Anläufe gegeben? Dann stehen Sie aber sehr schnell als jemand da, der gar nicht an die ach so tolle Sache glaubt. Häufig ist zudem „positives Denken“ hilfreicher.
Im Laufe der letzten Jahre habe ich folgende Kriterien zusammengestellt, nach denen ich gemeinsam mit Teams beurteile, ob es sich tatsächlich um einen „guten Quick Win“ handelt.
1) Ein Quick Win ist einfach zu implementieren.
Das mag banal klingen. Häufig heißt es jedoch: „man sollte einfach einmal …“. Ein Quick Win hat einen einfachen Implementierungsplan: erst das, dann jenes. Sobald ein Schritt lautet: „und dann müssen wir ein Meeting machen und herausfinden wie oder ob …“ – dann ist es kein Quick Win mehr.
2) Ein Quick Win ist schnell zu implementieren.
Die Umsetzung lässt sich in 1-2 Tagen „durchziehen“. Alles andere hat den Charakter eines „Projektes“: wir wissen zwar ganz genau, was zu tun ist. Aber es gilt, Dinge zu koordinieren. Das ist kein Quick Win.
3) Ein Quick Win lässt sich ohne große Kosten implementieren.
Dieses Kriterium nimmt einem entscheidenden Argument den Wind aus den Segeln: „Wir hätten ja eine gute Idee gehabt. Leider gab es das Budget dafür nicht“. Also: sagt nicht, es sei ein Quick Win, wenn es „richtig“ Geld kostet!
4) Ein Quick Win ist vollständig innerhalb der Kontrolle des Teams.
Das sollte alle „machiavellistischen Bömbchen“ entschärfen. Es hilft zudem, das richtige Team für die Umsetzung zu bilden. Aus diesen beiden Gründen hat gerade dieses Kriterium mir sehr gute Dienste erwiesen.
5) Ein Quick Win lässt sich schnell wieder rückgängig machen.
Diesen Aspekt dürfen Sie auch nicht übersehen! Falls es nicht klappen sollte: einfach „Kommando zurück“ und weiter geht’s wie vorher. So können Sie aus Fehlern auch ohne großen Schaden lernen.
Wenn ich diese Liste mit Teams durchgehe, dann fragen sie meist: ja, was bleibt denn dann überhaupt noch übrig? Jetzt sind Sie als guter Moderator gefragt. Denn die Devise lautet: „embrace constraints!“ Die besten Ideen kommen häufig, wenn wir eben nicht die üblichen Freiräume haben.
Mit diesen fünf Kriterien sollten auch Ihre Quick Wins ein Erfolg werden.